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Pflegeausbildung

In der Pflege bieten wir die Ausbildung zur Pflegefachfrau / zum Pflegefachmann, ein duales Studium im Bereich Pflege und eine Ausbildung im Bereich der Pflegefachassistenz an.

Das LWL-Klinikum Gütersloh bietet in Kooperation mit der Zentralen Akademie für Berufe im Gesundheitswesen (ZAB) in Gütersloh die Ausbildung zur Pflegefachperson in Voll- und Teilzeit an. Der theoretische Teil der Ausbildung wird in der ZAB gelehrt, die praktische Ausbildung findet unterdessen auf den Stationen des Klinikums statt. Die psychiatrische Pflege stellt dabei einen Schwerpunkt in der praktischen Ausbildung dar.

Informationen zum Angebot der Pflegeausbildung in Teilzeit gibt es hier. Diese Ausbildung kann auch mit einem Bildungsgutschein gefördert werden. 

Die direkte Bewerbungsmöglichkeit zur Ausbildung in der Pflege gibt es hier.

Ab dem Wintersemester 2025/26 bieten wir in Zusammenarbeit mit der Hochschule Bielefeld den dualen Bachelor-Studiengang Pflege an. Der Studiengang erstreckt sich über acht Semester und kombiniert fundiertes Wissen mit praxisorientierter Anwendung im Bereich der Pflege.
Ihr Vorteil: Sie erhalten die Möglichkeit, in nur vier Jahren sowohl den Berufsabschluss als Pflegefachfrau/-mann als auch den Studienabschluss Bachelor of Science zu erwerben!

Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Bewerbung gibt es hier.

Unsere Pflegeausbildung im Video

Interesse an einer Pflegeausbildung im LWL-Klinikum Gütersloh? Hier erhaltet ihr einen kleinen Einblick, was unsere Pflegeausbildung am Standort Gütersloh so besonders macht.

Entwicklung zu pflegerischen Fachkräften

Ein Team aus Pflegepersonen mit berufspädagogischer Zusatzausbildung begleitet die Auszubildenden stetig in der praktischen Ausbildung. Hier werden mit unterschiedlichen Methoden in Lernsituationen die Entwicklung der Auszubildenden hin zu pflegerischen Fachkräften gefördert und praktische Tätigkeiten eingeübt. Im LWL bieten wir nicht nur die gesetzlich geforderten 10, sondern 15 Prozent Lernzeit in der praktischen Ausbildung an. Hierdurch können die Auszubildenden in einem geschützten Rahmen mit Unterstützung durch Pflegepersonen intensiv Tätigkeiten und Versorgung von Menschen mit schwerwiegenden Erkrankungen und Bedarfen einüben.

Über die Ausbildung

Die Ausbildung zur staatlich geprüften Pflegefachfrau und Pflegefachmann dauert drei Jahre. Um diese Ausbildung machen zu können, muss man eine mindest zehnjährige abgeschlossene allgemeine Schulbildung aufweisen.

Innerhalb der drei Jahre hat man wechselnde Ausbildungsphasen, die sich in schulische und Praxisphasen aufteilen. 2100 Stunden verbringt man im theoretischen Unterricht. 2400 Stunden in wechselnden pflegerischen Tätigkeitsfeldern. Die erste Hälfte der Ausbildung verbringen angehende Pflegefachpersonen in der klinischen Versorgung, der stationären Langzeitversorgung und in ambulanten Diensten. Die zweite Hälfte der Ausbildung findet im klinischen Bereich statt. Einsatzfelder sind: Geriatrisch und neurologisch, Allgemeinpsychiatrisch, Gerontopsychiatrisch, Kinder- und Jugendpsychiatrie und Suchtmedizin.

Ein vorheriges pflegerisches Praktikum ist empfehlenswert.

Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung!

Die direkte Möglichkeit zur Bewerbung gibt es hier!

Drei Menschen stehen in der Natur und machen Atemübungen

"Gefühle bürsten"

Warum die psychiatrische Pflege so besonders ist

Sich wieder spüren

Mit Atemübungen, Chilipastillen, Wäscheklammer oder einer Bürste

Büsra Cerny sitzt direkt gegenüber von Bernd Müller am Tisch, im Raum ist es ruhig, die Sonne scheint durch das Fenster. Konzentriert blickt die 28-Jährige, die am LWL-Klinikum Gütersloh gerade eine Ausbildung zur Pflegefachfrau macht, dem Patienten direkt in die Augen.

Auf dem Tisch zwischen ihnen steht eine kleine, unscheinbare Kunststoffkiste – der sogenannte Skills-Koffer. Der Skills-Koffer ist ein Werkzeug, das Büsra Cerny gerne einsetzt. Es enthält Hilfsmittel wie Duftöle, Chilipastillen oder kleine Gegenstände, die Reize setzen oder einen leichten Schmerz erzeugen.

„Wir haben hier einige Dinge, die Ihnen helfen könnten, wenn die Anspannung steigt“, erklärt Büsra Cerny und öffnet den Koffer. Sie holt eine Haarbürste hervor. „Versuchen Sie mal, diese über Ihren Unterarm zu ziehen. Wie fühlt sich das an?“

Bernd Müller, der seine Emotionen schlecht regulieren kann und unter selbstverletzendem Verhalten und innerer Unruhe leidet, zögert kurz. Er nimmt die Bürste und führt sie vorsichtig über die Haut. „Das brennt ein bisschen, aber es ist irgendwie … gut“, sagt er zurückhaltend, als ob er nicht genau wüsste, ob seine Empfindung richtig sein kann. Büsra Cerny nickt bestätigend.

 „Die Hilfsmittel ermöglichen es vielen Menschen, sich zu spüren, ohne sich zu verletzen. Auf einer Skala von 0 bis 10, wie intensiv ist das?“ Bernd Müller denkt nach. „Vielleicht eine Zwei?“ Büsra Cerny lächelt ermutigend: „Das reicht wahrscheinlich noch nicht. Versuchen Sie doch einmal diese Wäscheklammer und klemmen diese vorsichtig an ein Ohr. Wie ist es nun?“ Der Patient schaut sie an. „Das ist eine sechs.“

Büsra Cerny nickt wieder. „Vielleicht ist das schon das Richtige, um Sie in Momenten, in denen Sie nicht wissen, wie Sie mit Emotionen umgehen sollen, abzulenken.“

„Manche glauben, wir spielen den ganzen Tag nur Uno mit den Patienten“

Die Ausbildungsleiterin Ilka Scholl, die neben den beiden mit am Tisch sitzt, hält sich im Hintergrund, beobachtet aber aufmerksam die Szene. „Sehr gut gemacht, Büsra“, lobt die Anleiterin die Kollegin nach der Behandlung. „Du hast genau die richtige Balance zwischen Anleitung und Eigenverantwortung des Patienten gefunden, zwischen Nähe und Distanz. Genau darum geht es in der psychiatrischen Pflege.“

Die Beziehung zwischen Pflegenden und Patientinnen oder Patienten ist ein wichtiger Teil der psychiatrischen Pflege, die oft mit Vorurteilen zu kämpfen hat. Ilka Scholl kennt sie alle: „Unsere Arbeit wird oft als weniger wertvoll angesehen. Manche glauben, wir spielen den ganzen Tag nur Uno mit den Patienten“, erzählt sie.

Tatsächlich sind Spiele gar nicht so selten, aber sie haben eine tiefere Bedeutung: „Sie fördern Konzentration, Feinmotorik und das Einhalten von Regeln. Gleichzeitig entsteht eine Beziehung zwischen Pflegenden und Patienten.“ Diese ist wichtig, da sie hilft, auch in schwierigen Situationen die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Etwas Ähnliches erlebte Ilka Scholl mit einer Auszubildenden, die mit einer Patientin mit Angststörung arbeitete. „Die junge Kollegin sagte mir, es sei nichts zu tun für sie. Doch als sie lernte dazusein und der Patientin Sicherheit zu geben, merkte sie, wie sie mit kleinen Dingen große Veränderungen erreichen konnte.“

Welche Menschen werden in der psychiatrischen Pflege gebraucht?

Für Ilka Scholl sind das Menschen, die offen sind, die eine positive Haltung  psychisch Kranken gegenüber haben. Und auch Typen, die etwas Besonderes sind, die gestanden sind und etwas ausstrahlen. 
 

Auf einem Tisch liegen verstreut Gegenstände, u. a. eine Bürste, Wäscheklammern, ein Beutel mit Murmeln und eine Plastikflasche mit Zitronensaft

Psychiatrische Pflege

So spannend und vielseitig wie kaum ein anderer Beruf

Im Gegensatz zur somatischen, also zur körperlichen Pflege, beschäftigt sich die psychiatrische Pflege mit der Betreuung und Unterstützung von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Um deren Lebensqualität verbessern zu können, brauchen die Pflegenden viel Einfühlungsvermögen und verständnisvolle Kommunikation. 

„Wir arbeiten hier viel intimer mit den Menschen, erfahren ihre Lebensgeschichten und unterstützen sie, wieder ein relativ normales Leben zu führen“, erklärt Büsra Cerny, die im Jahr 2024 ihre dreijährige Ausbildung zur Pflegefachfrau begonnen hat.

„Jeder Mensch ist anders, und das macht die Arbeit so spannend“, ergänzt sie und beschreibt, dass in der psychiatrischen Pflege auch auf den ersten Blick ganz einfache Tätigkeiten zum Gesundwerden dazu gehören können. „Ich arbeite zum Beispiel gerne mit den Patienten an der frischen Luft. Ein Spaziergang kann dabei helfen, Spannungen abzubauen.“

Fragen und Vorurteile

Die psychiatrische Pflege hat oft mit Vorurteilen zu kämpfen. Ilka Scholl kennt sie alle. Hier antwortet Sie auf drei zentrale Vorbehalte.

Pflege in der Psychiatrie ist doch Gedöns, da wird den ganzen Tag Uno gespielt und gequatscht.

Ilka Scholl: Wer jemals versucht hat, mit einem psychisch erkrankten Menschen Uno zu spielen, weiß wie herausfordernd das sein kann. Gesellschaftsspiele erfüllen wichtige therapeutische Ansätze. So wird u.a. die Konzentration, die Feinmotorik und das strukturelle Denken trainiert. Zudem kommt man als Pflegeperson mit den Menschen in Kontakt und kann intensiv an der Beziehung arbeiten. Die Patient:innen vertrauen sich Menschen, mit denen sie etwas positives Verbinden, eher an. In einer solchen vertrauensvollen Beziehung können dann wichtige Themen besprochen und gemeinsam Pflegemaßnahmen erarbeitet werden. Die psychiatrische Pflege ist ein hochkomplexes Arbeitsfeld, das nur durch ein gemeinsames Bündnis zwischen dem therapeutischen Team und den Betroffenen wirken kann. Kommunikation ist hier der Schlüssel. Sie kann motivieren, aufbauen, trösten, begrenzen, Sicherheit bieten, Freude bringen und vieles mehr.

Was können somatische Pflegekräfte aus der Psychiatrie lernen?

Ilka Scholl: Das Besondere in der psychiatrischen Pflege ist die zugewandte Haltung, die Akzeptanz der Menschen und das Ausleben kreativer und individueller Pflegemaßnahmen. Daher können auch somatische Pflegekräfte einen Ansatz zur "radikalen Akzeptanz" lernen und den generellen Umgang mit Menschen, die auf Bedarfe nicht mehr vollkommen rational reagieren können. Hier können die Pflegenden üben, wie man mithilfe von Gesprächsführung Maßnahmen und Inhalte vermitteln kann, welche Strategien es gibt, die Menschen zu versorgen und welche Strukturen für Menschen mit kognitiven Einschränkungen in welcher Form angepasst werden können. 

Die Psychiatrie bietet vielfältige therapeutische Ansätze, die für Menschen in unterschiedlichen Phasen der Krankheitsbewältigung hilfreich sein können.

Sollten somatische und psychiatrische Pflege in der Ausbildung getrennt werden?

Ilka Scholl: Auf gar keinen Fall! Menschen, die Hilfe suchen, müssen immer ganzheitlich betrachtet werden. So kann ein Mensch mit einem Beinbruch genauso eine psychische Krise erleben, wie Patient:innen in der Psychiatrie. Sowohl im somatischen, als auch im psychiatrischen Arbeitsfeld brauchen Pflegende immer beides. Dementsprechend müssen Pflegende Grundlagen der Gesprächsführung, zu Pflegemaßnahmen und medizinischen Aufgaben in allen Settings beherrschen. Nach der Ausbildung findet dann eine Spezialisierung statt.

Daher wäre es aus meiner Perspektive deutlich sinnvoller, bei der Grundausbildung zu bleiben und danach eine Fachpflegeausbildung für alle Fachbereiche verpflichtend anzubieten. Hier arbeiten Pflegende in ihrem Fachbereich und erhalten parallel dazu strukturierte theoretische Inhalte, die mit der konkreten Versorgung der Menschen in dem jeweiligen Setting gefestigt wird. Angelehnt an die Facharztausbildung sollten die Pflegenden ein gewisses Maß an Pflichtstunden im jeweiligen Gebiet vorweisen können.

“Menschen, die aus der Bahn geworfen wurden, wieder ein bisschen Struktur geben“

Büsra Cerny hat sich für die Ausbildung in der psychiatrischen Pflege entschieden. Im Video erzählt sie, wie sie Patient:innen hilft, sich wieder selbst zu spüren und Panikattacken vorzubeugen. Und wie Reize wie Druck, Bürsten oder Schärfe dabei helfen.